Die Bayer AG hat sich auf den Weg hin zu einem nachhaltigen Unternehmen gemacht. Wir haben uns mit PD Dr. Fabian Rengier, Facharzt für Radiologie und Medizinischer Projektleiter bei der Bayer Vital GmbH, über die Nachhaltigkeitsziele und -strategien des Unternehmens unterhalten. Und wir haben PD Dr. Rengier gefragt, wie die Bayer AG Radiologinnen und Radiologen dabei unterstützen kann, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in ihrem Arbeitsalltag umzusetzen.
PD Dr. Fabian Rengier © PrivatHerr Dr. Rengier, welche Nachhaltigkeitsziele und Nachhaltigkeitsstrategien verfolgt die Bayer AG?
Dr. Rengier: Bei der Bayer AG ist Nachhaltigkeit ein essenzieller Bestandteil der eigenen Werte und der Strategie. Nachhaltigkeit steht im Zentrum unserer Vision „Health for All, Hunger for None.“ Wir sind eines von 283 Unternehmen weltweit, die für 2022 von der renommierten Rating-Organisation CDP im Bereich Klima mit der Bestnote A bewertet wurde, aus über 15.000 Unternehmen. Bayer richtet seine Nachhaltigkeitsziele an der globalen Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen aus, den sogenannten Sustainable Development Goals oder kurz SDGs. Zu unseren Zielen gehören zum Beispiel „Maßnahmen zum Klimaschutz“, „Keine Armut“, „Kein Hunger“, „Gesundheit und Wohlergehen“ und „Geschlechtergleichheit“.
Wie werden die Nachhaltigkeitsziele bei Bayer umgesetzt?
Gerne gebe ich ein paar konkrete Beispiele. Im Bezug auf Klimaschutz haben wir ein umfangreiches Dekarbonisierungsprogramm auf den Weg gebracht und wollen so dazu beitragen, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Dafür steigern wir die Energieeffizienz an unseren Standorten und beziehen unseren Strom bis Ende 2029 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Unsere Produktionsanlage für Kontrastmittelinjektoren in Rydalmere in Australien arbeitet bereits heute zu 100% mit grüner, erneuerbarer Energie. Im Bezug auf Geschlechtergleichheit streben wir nach Gleichberechtigung, Diversity und Vielfalt. So stieg beispielsweise der Frauenanteil in unserem Management 2022 auf 42,9% und soll bis 2025 50% betragen. Im Bezug auf Gesundheit unterstützt Bayer beispielsweise Menschen in ökonomisch oder medizinisch unterversorgten Regionen in ihrer alltäglichen Gesundheitsversorgung, 2022 bereits 70 Millionen Menschen, und bis 2030 sollen 100 Millionen Menschen erreicht werden.
Können Sie uns noch ein Beispiel mit Bezug zur Radiologie geben?
Ein weiteres, wichtiges Ziel der Bayer AG ist „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“. Dabei wollen wir zum Beispiel den Kontrastmitteleintrag in die Umwelt verringern, aber auch die Wasserreinigung bei der Kontrastmittelherstellung weiter optimieren. Natürlich geht dieses Ziel aber auch über die Radiologie hinaus und ist in einer umfassenden Wasserstrategie verankert, die auf der auf der UN-Wasserkonferenz 2023 präsentiert wurde.
Die Bayer AG arbeitet auch an der Optimierung von Kontrastmittel-Protokollen und der Reduktion der benötigten Kontrastmittelmenge. Wie sieht das konkret aus?
Für Bayer ist die Optimierung von Kontrastmittelprotokollen und die Erzielung einer konsistent guten Bildqualität ein wichtiges Thema. Dazu fördern wir seit Jahren wissenschaftliche Studien. Bei der Computertomografie haben zahlreiche Veröffentlichungen für verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass durch die Personalisierung von Kontrastmittelprotokollen nicht nur eine konsistente Bildqualität erreicht wird, sondern auch Kontrastmittel eingespart werden kann - von CT-Angiografien bis hin zur CT des Abdomens. Bayer unterstützt die Umsetzung solcher personalisierter Kontrastmittelprotokolle im radiologischen Alltag auf unterschiedliche Weise: So bieten wir Software-Lösungen an, um personalisierte Protokolle im täglichen Arbeitsablauf auf einfache Art zu integrieren. Auch können unsere Kundinnen und Kunden auf einen erfahrenen klinischen Applikations-Service zurückgreifen, der als kompetenter Ansprechpartner für Optimierungen dem Radiologie-Team vor Ort zur Seite steht.
Ist für Ihr Unternehmen auch die Verlängerung des Lebensweges von Kontrastmitteln ein Thema?
Zu dieser Thematik machen wir uns schon seit längerem Gedanken, weshalb wir hier das sogenannte re:contrast Programm ins Leben gerufen haben. Dies ist ein Serviceprogramm für Einrichtungen des Gesundheitswesens, um Iod beziehungsweise Gadolinium aus Resten unserer Kontrastmittel zurückzugewinnen. Es geht dabei um die Verlängerung des Lebenswegs beider Stoffe mittels Rückgewinnung aus unbenutztem Kontrastmittel. Das Programm fördert so nachhaltiges Handeln und unterstützt Kliniken und Praxen bei der sachgerechten Entsorgung von Kontrastmittelresten. Für die Teilnahme an dem Programm erhalten die Kundinnen und Kunden von uns sogenannte re:contrast-Abfallbehälter, die mit Kontrastmittelresten befüllt und dann von unserem Logistikpartner eingesammelt werden. Daraus wird von spezialisierten Betrieben in Deutschland das Jod beziehungsweise das Gadolinium rückgewonnen, was wiederum für verschiedene Anwendungen genutzt werden kann, etwa Jod für Desinfektionsmittel oder Gadolinium für Szintillatoren.
Könnte Bayer die Radiologie auch in anderen Bereichen unterstützen, um nachhaltiger zu werden?
Als erstes sind hierbei digitale Entwicklungen in der Radiologie zu nennen. Die Radiologie könnte etwa durch die Umstellung auf mehr digitale Kommunikation unabhängiger von Papier werden. Allein in Europa werden jedes Jahr etwa zwei Milliarden Blatt Papier nur für Aufklärungs- und Anmeldeformulare für Patientinnen und Patienten verbraucht. Umgerechnet sind dies ungefähr sechs Quadratkilometer Waldfläche pro Jahr. Bayer geht Partnerschaften ein und entwickelt Lösungen, um seinen Kundinnen und Kunden zu helfen, die Digitalisierung für Nachhaltigkeit, Effizienz, Kosteneinsparungen und betriebliche Vorteile zu nutzen. Ein zweites Beispiel ist, dass wir einen virtuellen Service für unsere Injektoren anbieten, um eine Ferndiagnose der Geräte zu ermöglichen, wodurch zum Beispiel Dienstreisen unserer Techniker an die Standorte vermieden werden und gleichzeitig aber die Betriebszeiten der Injektoren maximiert werden können. Für unsere Injektoren haben wir auch ein Injektor-Recycling-Programm entwickelt, mit dem wir sicherstellen, dass alte Injektoren ordnungsgemäß entsorgt werden, und mit dem wir Teile wie Elektronik, Griffe und Batterien zurückgewinnen, um sie nach Möglichkeit wiederzuverwenden.
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